Diamanten sind für imme

Unvergesslich ist der sehnsuchtsvolle Blick des New Yorker Society Girls Holly Golightly durch das Schaufenster im Klassiker „Breakfast at Tiffany’s“. Seitdem steht das Gesicht von Audrey Hepburn für die Noblesse des Luxusetablissements. Das Prestige des Hauses, meist oft nur mit dem „Tiffany Diamond“ gleichgesetzt, liegt tief in der Geschichte der USA verankert.

von Sandra Pfeifer

Seinen Anfang nahm Tiffany nicht, wie man vielleicht meint in der heute bekannten Niederlassung auf der fifth Avenue und 57. Straße, vor der Audrey Hepburn aus dem Taxi stieg, sondern bereits 1837 mit einem Laden am Broadway, unweit der Wall Street, wo das Haus 2007 seine zweite New Yorker Filiale eröffnete. Zusammen mit seinem alten Schulkameraden John Burnett Young verkaufte Gründer Charles Lewis Tiffany ursprünglich schicke Mode- und Geschenkartikel wie Papierwaren, Seife, Sonnenschirme, Schmuck und anderen Neuheiten aus Europa. Unter New Yorks High Society erfreuten sie sich bald als das Geschäft mit den feinsten Luxuswaren großer Beliebtheit.

Charles Lewis Tiffany (1812-1902) Gründer von Tiffany & Co.

Durch den Erwerb eines der, später in „Tiffany Diamond“ umbenannten, größten gelben Diamanten der Welt, geschürft in Südafrikas Kimberley-Mienen, baute Tiffany seine Reputation weiter auf. Seinem späteren Ankauf der französischen Kronjuwelen zufolge wurde diese mit dem von der New Yorker Presse an Charles Tiffany verliehenen Titel „King Of Diamonds“ in einem Zeitungsbericht bestätigt. Mit der anspruchsvollen Aufgabe, den 128,54 Karat schweren, rohen „Tiffany Diamond“ zu schneiden, wurde der vom Haus angeheuerte 23 Jahre junge Gemmologe George Frederick Kunz betraut. Jener studierte den kostbaren Stein erst einmal über ein Jahr hinweg aufs Genaueste studiert, bevor er sich an ihn wagte. Besagter Diamant wurde später, eingesetzt in eine Kette, von Hepburn bei der Premiere des Filmes getragen und ist nun im Flagship-Store permanent ausgestellt.

Mitte 1840 entwarfen Tiffany und Young das legendäre „Blue Book“, das als erster Versandkatalog in die Annalen eingegangen ist. Tiffanys geschichtliche Verwurzelung erfolgte während des Bürgerkrieges, als die Union mit Emblemen, Schwerter, Gewehren und Operationsbesteck unterstützt wurde. „Bejewled by Tiffany“, eine Retrospektive im Londoner Somerset House  stellte dazu vor einigen Jahren ein mit Diamanten überzogenes Schwert aus.

Das Tiffany Gebäude im Jahr 1940.

Der Erfolg des Hauses ist zum Teil auch auf die sich ergebenden vorteilhaften wirtschaftlichen Verhältnisse um diese Zeit zurückzuführen, die viele Amerikaner erstmals überschüssige finanzielle Mittel verzeichnen ließ und das damit gekoppelten Verlangen, es gleich wieder für schöne Dinge auszugeben. So wurde Charles Tiffany nachgesagt, die Wünsche seiner Kunden von ihren Augen abzulesen, noch bevor diese sie selbst zu formulieren vermochten. Hoch im Kurs der Wunschliste ersehnter Luxusartikel standen ohne Zweifel funkelnde Diamanten. Unterdessen zog Tiffany mit der Einführung des aristokratisch assoziierten englischen Sterlingsilbers die amerikanischen Kunden weiter in seinen Bann. Der Legende nach war er zudem ein hoffnungsloser Romantiker, der fest an die wahre Liebe glaubte. Aus dieser Empfindung heraus schuf er vor über hundert Jahren einen Verlobungsring, den beliebten Tiffany Setting™. Dessen Wert und Qualität symbolisiert eine lebenslange Treue und Loyalität, die außerdem auchferner durch die begehrte Tiffany Blue Box™ vermittelt wird. In den Besitz einer solchen kommt man jedoch nur durch den käuflichen Erwerb von Tiffany-Juwelen. Unter anderem stellte das Haus auch auf der Expo 1878 in Paris aus: Das handgeklopfte, dreiseitige Tablett aus Sterlingsilber, angelehnt an den japanischen Stil, der damals en vogue war, mit eingraviertem Spinngewebe, gewann den ersten Preis. Ein weiteres Glanzstück Tiffanys wurde 1900 ebenfalls für die Pariser Expo gestaltet. G. Paul Farnham kreierte eine formidable Orchideen-Brosche, die, gefertigt aus Gold, Emaille und Diamanten, seinem aus den Berggebieten Ecuadors und Perus entsprungenen Original mit dem botanischen Namen Odontoglossum Wyattianum zum Verwechseln ähnlich sieht.

Der „Morganite“, ein Stein der mit seiner „Schamröte“ bezaubert wurde, nach einem guten Kunden des Hauses, dem Banker J. P. Morgan, benannt. Tiffanys Sohn Louis Comfort stellte nach dem Tod seines Vaters die Weichen für eine lyrisch angehauchte Ästhetik, die sich vor allem durch seine authentischen Farbkombinationen äussert. Auf der Suche der Gemmologen nach den ungewöhnlichsten Steinen wurde in Tansania auch der sogenannte „Tanzanite“, unverkennbar mit seiner unwiderstehlichen tiefblauen Farbe ausgegraben. Dem geschulten Auge Kunzes verdankt Tiffany einige seiner prächtigsten Steine aus den nordamerikanischen Regionen wie Topas aus Colorado, Saphire aus Montana oder Feueropale aus Mexiko. Zur Weiterführung der eleganten, blaublütigen Note des Hauses wurde in den 1950ern Jean Schlumberger einer der Stardesigner des Hauses. Schlumberger entstammte einer Textilfamilie aus Mulhouse und begann seine Karriere als Knopfdesigner für die italienische Modezarin Elsa Schiaparelli in den 1930ern begann. Ihm ist die wahrlich hochkarätige Kundschaft von Elizabeth Taylor, Greta Garbo, der Duchess of Windsor bis zu John F. Kennedy und Jacqueline Onassis, zu verdanken. Die Letztere galt angeblich als die treueste Trägerin seiner Armreifen, sodass sie weitläufig als die „Jacqui Bracelets“ Bekanntheit erlangten. Diana Vreeland, Gesellschaftsdame und Verfasserin ihrer eigenen Kolumne „Why Don’t You“ bei Harper’s Bazaar, umschrieb seine Arbeit mit Diamanten als perfektes Medium, seine eigenen Träume zu verwirklichen. Die Atmosphäre im Store auf der Fifth Avenue hat sich bis heute seinen „hepburnesquen“ Charme bewahrt. Auf vier verschiedenen Stockwerken bietet Tiffany exklusive Kostbarkeiten von Taschen, Handschuhen, Silberwaren und Schmuck für (fast) alle Preiskategorien: herrliche 6-Karat-Diamantringe für 600.000 $ oder bunte Saphire zum Schnäppchen von 18.000 $. Ab und an lädt das Haus für gute Zwecke ausgewählte Gäste sogar wirklich zum Frühstück.

Liz Taylor mit der Brosche „Iguana‘s Night“ von Jean Schlumberger, die extra für den gleichnamigen Film angefertigt wurde.

Bekannt ist Tiffany auch für seine Schaufensterdekorationen. So haben zum Beispiel die Künstler Robert Rauschenberg und Jasper Johns zusammen einige Auslagen gestaltet, bevor ihre eigenen Namen in High-End-Galerien gefeiert wurden. Gemäss der Tradition der auf der Fifth Avenue ansässigen etablierten Kaufhäuser wird auch nach Thanksgiving, Ende November wieder mit einer festlichen Weihnachtsdekoration aufgewartet, die laut dem Pressesprecher des Hauses an das 1900 gebaute famose Karussell im Central Park angelehnt ist. Ein Besuch bei Tiffany während dieser Jahreszeit lohnt sich natürlich ganz besonders.

www.tiffany.de

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